Staumauer und Fondue - HmC - Free Horsemountain Chapter Switzerland

Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Staumauer und Fondue

Bilder-Gallery > 2014

Staumauer und Fondue am Sihlsee 8. Februar 2014

Heute will das Horsemountain Chapter zuerst einmal tief hinunter in die Unterwelt, um dann umso höher hinauf zu steigen. Wir machen ja jedes Jahr etwas für unseren Intellekt und auch das alljährliche Fondue zur Winterzeit ist Tradition. Ob wir nun wirklich Winter haben, lassen wir erst einmal dahingestellt. Auf jeden Fall beschlossen wir, auf Initiative von Walti, diese beiden Anlässe zu verbinden. So treffen wir uns also heute am Sihlsee, genauer gesagt am Staudamm des Sihlsees.
Wenn man jeweils über das lange Viadukt zwischen Birchli und Willerzell fährt. Ist einem oft gar nicht bewusst, dass der Sihlsee ja ein Stausee ist. Wenn ich an einen Stausee denke, so denke ich zuerst an eine riesige Staumauer, die sich gewaltig in die Landschaft erhebt. Die Staumauer vom Sihlsee ist mit 33 Meter Höhe und 123 Meter Breite verhältnismässig „klein“. Und doch staut sich dahinter der flächenmässig grösste Stausee der Schweiz, nämlich 10.72 Quadratkilometer. Darum gleich zu Beginn zuerst einmal ein kleines Rätsel. Was haben der Sihlsee, der Wägitalesee, der Lago di Vogorno, der Marmorera, der Göscheneralpsee, der Zevreilasee und der Lac d’Èmosson gemeinsam. Dass dies alles Stauseen sind wäre wohl etwas zu einfach, oder? Nein, bei allen diesen Stauseen musste die einheimische Bevölkerung weichen. 1762 Menschen verloren zum Beispiel im Jahre 1937 ihr Daheim, als der Sihlsee geflutet wurde. Doch wir sind nun nicht hier, um diese Vertriebenen zu rächen, den Staudamm zu sprengen und damit Zürich zu fluten (obwohl der Gedanke, Zürich bis 8 Meter unter Wasser… aber lassen wir das!). Heute ist ja der Sihlsee ein Ausflugsziel für nah und fern ist. Ob nun als Biker, mit und ohne motorische Unterstützung, wenn wir die Ibergeregg oder die Sattelegg bezwingen wollen. Oder als einfach also Erholungssuchender an den Ufern oder auf dem See.
Um noch ein wenig in der Geschichte zu verbleiben. Nicht verwirklicht wurde der Plan, das Urserental zu einem einzigen Stausee zu machen und die Dörfer Andermatt, Hospental und Realp zu fluten. Die Stauseeprojekte wurden 1920 und 1946 von der Bevölkerung mit Erfolg bekämpft. 1946 wurden während eines Aufstands der Bevölkerung Armeetruppen eingesetzt. Auch hätte der Sufnersee bei Sufers im Rheinwald höher sein sollen, so dass das ganze Tal bis nach Hinterrhein geflutet worden wäre. Die Dörfer Sufers, Splügen, Medels und Hinterrhein wären versunken. Durch heftige Proteste wurde der Bau der erhöhten Mauer verhindert und stattdessen mit dem Lago di Lei ein weiterer grosser Speichersee errichtet, der von den Kraftwerken Hinterrhein bewirtschaftet wird.
Doch nun habe ich genug mit meinem Wissen geprotzt und ich schweife ab. Wir sind ja immer noch am Sihlsee. Als wir, das heisst Raymond, Maya und ich am der Staumauer vorfahren, erwarten uns bereits einige Horsemountaineers. Auf dem letzten Drücker trudeln dann schliesslich auch noch Walti, mit Peter und Susi und Fabian ein. So kann es nun also losgehen. Ruedi Füchslin von den Etzelwerken, die zu den SBB gehören, empfängt und führt uns zuerst in den ersten Stock des Gebäudes, wo wir zuerst die ersten Infos bekommen, was wir den heute so anschauen werden. Könnt ihr euch etwas unter dem „Mückengeld“ vorstellen. Nun, wenn der Stausee zwischen dem 1. Juni und dem 31. Oktober unter einem bestimmten Wasserstand fällt, müssen die Etzelwerke den am See liegenden Kirchgemeinden pro Tag eine Busse zahlen, bis der geforderte Wasserstand wieder erreicht ist.  
Dies geht zurück auf die Anfangszeiten des Stausees, als es jeweils eine Mückenplage gab, wenn der Seepegel zu tief fiel. Nachdem wir allerlei Wissenswertes und Faszinierendes rund um den Stausee erfahren haben, fassen wir schöne orange SBB-Helme und es geht ab in den Untergrund. Auch hier erfahren wir immer wieder Sachen, an die man eigentlich gar nicht denkt. So werden zum Beispiel Fische mittels elektrischem Strom davor bewahrt in den Druckstollen zu geraten. Oder dass immer eine Mindestmenge an Wasser unterhalb der Staumauer fliessen muss.
Durch einen 3m breiten Stollen, der direkt in den Fels gehauen wurde, wird das gestaute Wasser mit wenig Gefälle unter dem Etzel hindurch zu einem Wasserschloss oberhalb von Altendorf geleitet. Erst von hier beginnen die Druckstollen, die hinunter ins Tal führen. Hier treiben die Urgewalten des Wassers sieben Turbinen an und produzieren so Strom mit 16.7 Hertz für das Stromnetz der SBB. Nach getaner Arbeit wird das Wasser in den Zürichsee entlassen, ausser es hat das Pech und wird nochmals hochgepumpt und muss die ganze Arbeit noch einmal machen. Wir erfahren einiges über die Kontroll- und Wartungsarbeiten, die an einer Staumauer anfallen. Ruedi Fischlin beantwortet uns geduldig jede unserer Fragen. So ist es kaum verwunderlich, dass die Zeit wie im Fluge vergeht, wir wieder das Tageslicht erblicken und sich unser Abenteuer im Innern der Sihlsee-Staumauer dem Ende nähert. Ruedi Füchslin herzlichen Dank für die kompetente Führung durch „seine“ Staumauer.

Unser nächstes Ziel heisst Einsiedeln. Nicht dass wir nach den Erlebnissen in der Staumauer nun alle ins Kloster eintreten wollen. Nein, wir wollen noch höher hinaus. Wir wollen auf die
Skisprungschanze. Und zwar gleich auf die Allergrösste. In Anbetracht der vorgerückten Zeit fällt jedoch der Aufstieg zum Fusse des Sprungturmes einer Fahrt mit dem Sessellift zum „Opfer“. Mit dem Lift erreichen wir schliesslich den höchsten Punkt des heutigen Tages. Hier auf der Aussichtsplattform wartet ein gedeckter Tisch auf uns und viel geschmolzener Käse. Natürlich verpassen wir es nicht, vorher noch einen Blick auf den Schanzentisch und in die Tiefe zu werfen. Das müssen schon ein wenig Verrückte sein, die sich da hinunterwagen. Nun ja jedem das seine, ich habe lieber etwas Asphalt unter den Rädern. Dieses Gefühl der Freiheit reicht mir, ich muss nicht ins Nichts hinausspringen. Nach einigen Kilo Käse, etwas Weisswein (ich muss nicht mehr fahren), etwas Kirsch (ich muss ja nicht mehr fahren) und einem feinen Single Malt (das mit dem Fahren habe ich ja schon erwähnt) nähert sich auch dieser Teil seinem Ende. Doch draussen erwartet uns nichts Gutes. Ein regelrechter Schneesturm tobt über Einsiedeln hinweg. Wir kämpfen uns durch einen Blizzard mit beinahe handtuchgrossen Schneeflocken vom Sprungturm zum Sessellift. Ich bin froh, dass ich mein Blut etwas mit Alkohol vermengt habe, so kann es mir in den Adern nicht gefrieren in diesem unvermittelten Wintereinbruch. Doch schon unten in Einsiedeln ist das Wetter schon viel freundlicher; es regnet nur noch. So geht unser „Hölle und Himmel-Anlass“ auch schon wieder zu Ende. Wir waren ganz unten, aber nur, um dann umso höher hinauf zu streben.

Einen herzlichen Dank an Walti, für die Organisation, an Ruedi Füchslin, für die kompetente Führung und dem Schanzenteam für Fahrt und Bewirtung. Und ich zusätzlich noch bei Raymond und Maya für den Hol- und Bring-Service frei Haus.

 
 
Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü