Heute soll es also losgehen. Die Vorfreude war ja schon sehr lange, sehr gross. Denn nach den positiven Erfahrungen der ersten Bavarian2Days vom letzten Jahr wussten wir ja, dass wir bei den Bayrischen Chaptern (und damit meine ich auch die Franken und die Schwaben ;-)) in guten Händen sind. Nur die Route bis dahin bereitete uns im Vorfeld einiges Kopfzerbrechen, war ja nicht allzu gutes Wetter prognostiziert. So einigten wir uns schliesslich, in Oberriet, wo die „Vereinigung“ unserer zwei Treffpunktgruppen stattfinden soll, endgültig zu entscheiden, wo unser Weg nun durchführen soll.
Leider erfahren wir im Glarnerland, dass Babs und Röbi kurzfristig wegen eines ernsten Krankheitsfalles in der Familie absagen mussten. So machen Charly, Caspar mit Loida und ich uns, ohne die Beiden (aber in Gedanken oft mit ihnen), auf den Weg ins Rheintal, wo wir in Oberriet Peter und Susi treffen. Nach dem Auftanken beschliessen wir in einer kurzen Besprechung den Weg über das Furkajoch zu wagen. Eigentlich besteht diese Besprechung nur aus Kopfnicken, denn wir sind uns alle sehr schnell einig. So kann unser Abenteuer „2. Bavarian2Days“ , diesmal organisiert durch das Herz Ass Chapter Germany in Forsting, nun endgültig starten. Logischerweise führt uns Charly erst einmal nach Osten, wir wollen ja über das Furkajoch. Zu dieser relativ frühen Stunde und bei dieser Wetterlage herrscht noch nicht allzu viel Verkehr auf Österreichs Strassen. Wir erklimmen zügig das Furkajoch und merken jedoch schnell, dass die Kälte allmählich durch die Ritzen und Falten unserer Töffkluft dringt, sich so langsam die Härchen aufrichten und sich die bekannte Hühnerhaut einstellt. Doch was jammere ich hier, unverdrossen setzen wir unsere Fahrt fort über den Hochtannbergpass nach Warth. Bei der Fahrt das Lechtal hinunter werden wir dann von einer Gruppe überholt, die es wohl sehr eilig haben muss und unbedingt vorbei muss (vielleicht frieren die ja auch und wollen schnell zurück in die warme Stube). Nun die müssen es selber wissen, aber ich werde es wohl nie verstehen, wieso man sooo eilig haben kann, dass man nicht einmal so lange warten kann, bis man gefahrlos für alle überholen kann. So langsam grummelt es in der Magengegend, da verlangt wohl wer nach Füllung infolge Leere. Offensichtlich ist mein Magen nicht der einzige der sich meldet, denn kaum gedacht, schon biegt Charly von der Strasse ab. Ich sehe zwar kein Restaurant nur eine Holzsägerei, aber bis jetzt kam es eigentlich immer gut wenn wir Charly gefolgt sind. So biegen wir schliesslich in der Badeanstalt von Häselgehr auf den Parkplatz. Gegen ein warmes Bad wäre jetzt eigentlich nichts einzuwenden, so richtig schön bis zum Hals im warmen Wasser, mit viel Schaum und Entchen zum Spielen. Und anschliessend eine Massage. Doch nichts da, holt mich mein Magen in die Wirklichkeit zurück, denk auch mal ein wenig an mich. So betreten wir schliesslich das kleine Baderestaurant und hoffen auf was feines Warmes. Und wir werden nicht enttäuscht, unser aller Blick fällt in der Speisekarte sofort auf die Gulaschsuppe. Das ist es, genau das Richtige. So ordern wir alle die Suppe und schon nach kurzer Zeit steht vor jedem ein dampfender Pot Suppe. Ahhh, das bringt die kalten Glieder wieder auf Trab. So nebenbei erfahren wir noch, dass das Bad morgen eröffnet wird und das Wasser mit Holzschnitzel von der Sägerei auf Temperatur gebracht wird. Wenn ihr also mal Lust habt auf Gulaschsuppe oder ein Bad, dann wisst ihr jetzt ja wohin. Nachdem unsere Körper die normalen Betriebstemperaturen wieder erreicht haben, schwingen wir uns wieder in die Sättel. Je näher wir Stanzach kommen, umso bedrohlicher zeigt sich der Himmel. Dicke, bedrohlich dunkle Wolken zeigen sich am Himmel. Doch kurz bevor wir das dunkle Wolkendach erreichen biegen wir rechts ab ins Namlostal. Und hier geht es dann los… nein nicht das Gewitter, sondern der Verkehr. Unglaublich, so viele Motorradfahrer auf so kleinem Platz. Wobei alle in Bewegung sind. Wir bilden sozusagen die rollende Beruhigungszone. Nicht dass wir jetzt langsam unterwegs wären, aber eben zu langsam für alle anderen. Aber wir überleben auch das und rollen ruhig und stetig weiter durch Bichlbach und Lermoos. Wir erreichen nun so langsam den Freistaat Bayern und durchqueren Garmisch-Partenkirchen. Nachdem wir in Wallgau scharf rechts abgebogen sind und auf der Mautstrasse unseren Obolus entrichtet haben, fahren wir nun der Isar entlang durch eine wunderbare wildromantische Landschaft. Vorbei am Sylvensteinsee erreichen wir schliesslich Winkel. Hier beginnen wir eine Serie von Kuchenessen, die einige von uns bis Sonntag durchziehen werden. Heute beginnen wir mal mit Käsekuchen. Ob uns nun danach dieser kurze Kuchenhalt zum Verhängnis wird, werden wir wohl nie erfahren. Auf jeden Fall kommen wir bei Bad Tölz doch noch in den Regen und fahren so die letzte Stunde unserer Anreise in wasserdichter Montur. Aber der Käsekuchen war trotzdem fein. Bei unsere Ankunft beim Hotel-Gasthof Huber in Oberndorf haben sich unsere chromblitzenden Bikes in einheitlich graue Gefährte verwandelt. Trotzdem haben sie es verdient unter Dach gestellt zu werden, denn auch wir beziehen nun unser Dach überm Kopf für die nächsten drei Nächte. Nach Duschen und Umziehen sitzen wir anschliessend alle wohlduftend, aber doch etwas müde zusammen beim Nachtessen. Und wir lassen es uns schmecken… und wie. Wie gross Windbeutel sein können erfahren Peter und Susi beim Nachtisch, wobei ihre Augen etwa genau so gross werden wie die riesigen Windbeutel, die ihnen serviert werden. Zufrieden mit uns und der Welt beschliessen wir unseren ersten Abend an den diesjährigen B2D.
Heute beginnen nun also die Bavarian2Days 2014 offiziell. Ab 11.00 Uhr ist Treffpunkt beim Chapter-Dealer House-of-Flames Ost an der Zamdorfer Strasse in München. Nach dem Parkieren des Bikes treffen wir bereits auf bekannte Gesichter, ob „alte“ Freunde vom Munich Chapter oder neue Freunde aus dem letzten Jahr, sofort sind wir wieder mittendrin und schliessen fast nahtlos an die Bavarian2Days vom letzten Jahr an. Bei „bleifreiem“ Weissbier und Weisswürsten werden alte Erinnerungen aufgefrischt oder durch die Ausstellung des Händlers geschlendert. Fred, der Assistant Director des Herz Ass Chapters, begrüsst uns alle an der diesjährigen B2D und ein wenig später erklärt uns der HRC (Head-Roadcaptain) Tommy den Ablauf der Fahrt nach Forsting zum eigentlichen Eventgelände. Und dann starten wir, weit über 100 Bikes, eine eeelend lange Kolonne, die unweigerlich auseinandergerissen wird. Doch kein Problem, alles ist wirklich gut durchdacht. An jeder Abbiegung steht jemand, so kann sich wirklich niemand verfahren und keiner geht verloren. So führt uns unsere „Rückreise“ zuerst auf die A94 bis Höhe Anzing. Vorbei an Frotzendorf und Wolfesing geht unsere Reise durch den schönen Höhenkirchener Forst nach Oberpframmern. Weiter über Glonn, Schönau und Beyharting Richtung Tuntenhausen (manchmal wäre es wahrscheinlich richtig interessant zu erfahren wie die Namen der Dörfer und Städte entstanden sind). Über Weiching und Tergernau erreichen wir schliesslich Tulling und somit die 304 die uns geradewegs nach Forsting bringt, der „Hauptstadt“ der B2D 2014. Nach Empfangnahme der Bänder für Event und Shuttlebus finden sich die meisten ein zu Kaffee und Kuchen, bei mir diesmal Erdbeertorte. Dann wird es Zeit aufzubrechen. Doch wir werden nur kurze Zeit abwesend sein, denn der Shuttle wird uns kurz vor sieben beim Hotel auflesen und hier wieder abladen. Frisch g‘schtriegelt und g‘schneuzt finden wir uns dann zur angesetzten Zeit vor dem Hotel ein und treffen hier auf Peter, unseren guten Geist vom letzten Jahr aus dem Nürnberg Chapter. Der Zufall will es, dass wir und einige Nürnberger im selben Hotel einquartiert sind. So geniessen wir die gemeinsame Fahrt mit dem Shuttle und können so unbeschwert das eine oder andere Weissbier kippen oder was auch immer einen gelüstet. Auf jeden Fall lohnt es sich schon mal auf den heutigen Tag anzustossen. Und es geht ja noch weiter, denn nach dem Essen betritt der Altmeister des Biker Rock, Hank Davison himself, die Bühne und rockt dieselbe tüchtig. So geht der erste Tag leider schon seinem Ende zu.
Samstag, der Tag der grossen gemeinsamen Ausfahrt. Pünktlich finden wir uns alle im grossen Festsaal ein und Tommy macht das kurze Briefing für den heutigen grossen Tag. Nachdem gestern alles so wunderbar geklappt hat und anscheinend niemand verloren gegangen ist, sehen wir der heutigen Ausfahrt locker entgegen. Wir schwingen uns also danach alle wieder in den Sattel. Die erste Etappe des heutigen Tages ist dann doch wirklich sehr kurz. Wir müssen eigentlich nur die Strasse überqueren und schon ist wieder ein Halt angesagt. Selbstverständlich gehört diese kurze Fahrt noch nicht zur eigentlichen Ausfahrt. Aber, würden wir schon als Konvoi vom Gasthaus losfahren, würde der Verkehr auf der Hauptstrasse für Stunden zusammenbrechen und wir hätten wahrscheinlich die Auswirkungen bei unserer Rückkehr immer noch spüren bekommen. So können wir uns gemütlich auf einem gegenüber liegenden Fabrikgelände aufstellen und von hier aus, ohne jemanden unnötig aufzuhalten, losfahren. Hier werden auch schon die ersten warmen Pullover in die Topcase oder Seitenkoffern verstaut, denn heute ist es bedeutend wärmer als gestern und die Sonne soll noch zulegen. Sonnencremetuben werden gezückt, Glatzen, Nasen, Wangen und Ohren tüchtig eingecremt und die Sonnenbrillen auf Hochglanz geputzt. Neu dazu gestossen sind in der Zwischenzeit auch noch Chaptermember aus der Region Milano. So werden wir heute im Bezug auf die längste Anreise entthront. Macht ja nix. Dann kommt das Kommando „Ladies and Gentlemen, start your engines“ und der Boden um Forsting beginnt wieder zu beben. 200 Leute auf gegen 180 Bikes setzen sich in nordöstliche Richtung in Bewegung. Ein 360-rädriger chromblitzender (mit Ausnahme der Schweizer Bikes, die haben immer noch denselben grauen Überzug) Tatzelwurm kommt langsam in Fahrt und wälzt sich durch die schöne Landschaft Oberbayerns, vorbei an Albaching und Rechtmehring. Über Lengmoos stossen wir schliesslich bei Gars an den Inn und folgen nun für eine Weile mehr oder weniger seinem Lauf. Dass die letzten Tage doch eher zu der feuchteren Sorte gehört haben, zeigt sich am Wasserstand des Inns. So überqueren wir ihn schliesslich bei Jettenbach und folgen nun dessen Lauf auf der anderen Seite, diesmal in südlicher Richtung. Weiter geht’s durch Wiesen und Felder (wir bleiben natürlich trotzdem immer schön auf der Strasse) vorbei an Mittergars, Unterreit und Babensham. Hier am Penzinger See ist der Mittagshalt angesagt. Das Parkieren der Bikes geht zügig vonstatten und auch die 360 Grad Wende stellt an alle keine grossen Probleme… und dann herrscht Stille. Ausser das Pfeifen der Vögel und das Brutzeln des Fleisches auf dem Grill ist einen Moment nichts zu hören. Dann schwappt die orange-schwarze Welle in und um das idyllisch gelegene Restaurant „Zum Seehaus“ am malerischen Badesee und kommt erst an dessen Ufern zum Stillstand. Schliesslich werden die Tische gestürmt und die Ladies der Bedienung gehörig in Stress versetzt. Nach dem ersten Sturm auf die Grills stelle ich mich schliesslich auch in die Reihe vor dem Spareribs-Grill. Zügig geht es vorwärts und genauso zügig sitze ich wieder auf meinen vier Buchstaben und beginne zu geniessen. Das meine ich jetzt wirklich so und ist keine Übertreibung: „Das sind die besten Spareribs, die ich je gegessen habe.“ Wenn mich mein Weg jemals wieder irgendwann in die Nähe des Penzinger Sees führen wird, so werde ich dieses kulinarische Erlebnis sicher wiederholen. Um gut zu essen braucht es also keine weissen Tischtücher, ein Platz an der Sonne am Penzinger See mit Spareribs vom Grill ist alles was man braucht. So, jetzt muss ich aufhören über das Essen zu schreiben, denn das Wasser läuft mir schon wieder so im Mund zusammen dass ich kaum nachkomme mit schlucken. Dann heisst es Aufstellung nehmen zum Gruppenfoto an den Ufern des Sees. Bis 200 Leute so stehen, dass auch nur einigermassen jeder im Bilde ist dauert so seine Zeit, aber das Ergebnis lässt sich zeigen.